Gemeindeversammlung spricht Kredit für dringende IT-Investitionen

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Die ausserordentliche Gemeindeversammlung vom Donnerstag, 14. März startete mit der Frage des Gemeindepräsidenten. «Was möched mir hüt da?» fragte Stephan Hinners zu Beginn in den mit nicht ganz 80 Stimmberechtigen gefüllten Singsaal.

Neben der offensichtlichen Antwort, dass heute eine Gemeindeversammlung stattfindet, ging er danach noch genauer auf dies ein. Er begründete, wieso heute über bereits budgetierte IT-Ausgaben abgestimmt wird. 

Bei Vorabklärungen wurde der Gemeinde von Spezialisten beschieden, dass es sich bei der Erneuerung der IT-Infrastruktur um eine sogenannte gebundene Ausgabe handle und dies somit innerhalb des vorhandenen Budgets abgewickelt werden kann. Dagegen wurde beim Bezirksrat ein Rekurs platziert, welchem entsprochen wurde. Daher müsse nun über den Kredit abgestummen werden. Dieser ist bereits Bestandteil des genehmigten Budget 2024. Daher die heutige Abstimmung.

Dringender Handlungsbedarf beim IT-System

Finanzvorstand Christoph Kobel erklärte die Thematik. Er sprach davon, dass man die bestehende Software «eigentlich nicht mehr einsetzen darf». Er gab auch einen Einblick in die moderne Informatik. Dabei sei eigentlich alles in einer Cloud. Der Kreditbetrag von einer halben Million Franken teilt sich in 360000 Franken für die Migration und Einführung der neuen Kernanwendungen, einen Betrag von 103000 Franken für den Wechsel in die Cloud und noch für Unvorhergesehenes (37000 Franken) auf.

Der enge Zeitplan sieht vor, bis Ende Jahr die veralteten Software-Kernanwendungen der Einwohnerkontrolle, Finanzen, Steuern und dem Hochbau auf die neue Lösung umzustellen. Das bestehende System laufe aber weiter, da die Abrechnung fürs Jahr 2024 noch dort stattfinde. Der Abschluss für den kompletten Systemwechsel ist per Mitte 2025 vorgesehen.

Mit der neuen Lösung ändern sich auch die wiederkehrenden Kosten. Diese fallen höher aus als bisher, beinhalten dafür aber auch die Hardware-Kosten für die Arbeitsplätze. Zudem wurde die Zahl der Arbeitsplätze erhöht. Die Kosten pro Arbeitsplatz sinken daher von 8000 Franken auf 6900 Franken. Kobel zeigte die Zahlen rein informativ, denn über diese laufenden Kosten werde nicht abgestimmt.

„Man werde jetzt vorwärts machen“

In der Fragerunde stellte niemand der Anwesenden die Dringlichkeit in Frage. Ein Votant meinte aber, es sei grobfahrlässig erst jetzt alles zu ersetzen. Gemeindepräsident Hinners erklärte, dass man leider durch personelle Wechsel auf dem Posten der Gemeindeschreiberin im Projekt immer wieder zurückgeworfen wurde. Zudem sei durch den Rekurs erneut Zeit verloren gegangen. Gemeindeschreiberin Michelle Meier, welche für das Projekt verantwortlich ist, erklärte weiter, dass man jetzt vorwärts mache. Die Submission wurde innert nur dreier Monate durchgeführt und man habe sehr gute Partnerfirmen, welche die Gemeinde unterstützen. Aber der Wechsel brauche einen grossen Effort, auch aller Mitarbeitenden.

Im beleuchteten Bericht zum Thema, war für die aktuell eingesetzten Software-Kernanwendungen die Rede von «äusserst kritisch» und «end of support». Gegenüber obfelden.info relativierte die Gemeindeschreiberin die Aussagen: «Die aktuellen Kernanwendungen sind bereits in einer externen Cloud gespeichert. Dieser Support endet nun aber im Laufe des Jahres 2026 definitiv. Aktuell sind diese Daten nicht gefährdet.» Ein anderer Votant wollte mehr zur neuen Lösung wissen. Meier betonte nochmals, dass es ein Schweizer Rechenzentrum sei und dass man alles genau geprüft habe. Auch die Referenzauskünfte zur angestrebten Lösung seien durchs Band gut. In der abschliessenden Abstimmung wurde dem Verpflichtungskredit ohne Gegenstimmen zugestimmt.

Verzögerungen bei der Bickwilerstrasse

Im zweiten Teil wurde über das Gesamtprojekt für die Gestaltung der Bickwilerstrasse entschieden. Dieser Verpflichtungskredit umfasst 795 000 Franken. Seit der Erstellung der Überdeckung Bickwil in Zusammenhang mit dem Bau des Autobahnzubringers Obfelden/Ottenbach war die neue Strasse auf dem Deckel nur provisorisch wiederhergestellt. Mit dem vorliegenden Bauprojekt wird die neue Quartierstrasse nun definitiv erstellt.

Tiefbauvorsteherin Diana Caruso erklärte zu Beginn den Projektperimeter, welche die komplette Überdeckung der Muristrasse, von der Sennhüttenstrasse bis zum Tunnelende in Richtung Ottenbach beinhaltet. Dazu kommen weitere  Anschlussbereiche und private Einfahrten. Die öffentliche Auflage des Projektes ist bereits durch. Daraufhin seien fünf Einsprachen eingegangen. Caruso musste daher bekannt geben, dass die Umsetzung einige Monate nach hinten geschoben werden muss.

Den grössten Kostenanteil am Projekt hat die Erneuerung des Strassenoberbaus mit 475000 Franken. Dazu kommen technische Kosten von 160000 Franken und einige weitere Nebenarbeiten und die Beleuchtung. Der Kanton Zürich wird 60 Prozent der Gesamtkosten übernehmen. Der Vertrag dazu liege vor. Abgestimmt wird trotz der Zusage über den ganzen Bruttokredit, wie Caruso auf Nachfrage aus dem Saal erklärte. Nach Annahme des Kredits werde das Projekt gemäss Strassengesetz festgesetzt und danach die Submission der Bauarbeiten durchgeführt. Der Baustart war für Anfang 2025 vorgesehen, wird sich jetzt aber durch die erwähnten Einsprachen verzögern.

Vor der Fragerunde wurde betont, dass heute nicht über die Ausführung des Projektes, sondern nur über den Kredit Auskunft gegeben werden kann. Ein Anwohner der Bickwilerstrasse nahm in seinem Votum trotzdem Bezug auf das Projekt und bezeichnete dieses als überdimensioniert. Man wolle hier eine Schnellstrasse bauen mit Doppelspur und Trottoir. Das sei nicht nötig, da der Verkehr dank des Zubringers erfreulicherweise stark abgenommen habe. Zudem machte er geltend, dass während der Planauflage das Projekt vor Ort nicht ausgesteckt war.

Tiefbauvorsteherin Diana Caruso teilte mit, dass er diese Bedenken bereits bei der Gemeinde platziert habe. Neben einer Einsprache, welche aktuell behandelt wird, stellte der Anwohner auch eine Anfrage gemäss Gemeindegesetz §17. Dazu sagte Gemeindepräsident Hinners, dass man diese nicht fristgerecht für die heutige Versammlung erhalten habe und diese an der nächsten Gemeindeversammlung beantworten werde.

Die Versammlung stimmte dem Antrag zu, allerdings mit zehn Gegenstimmen. 

Rücktritt von Daniel Frick aus dem Gemeinderat

Nach der Versammlung teilte Gemeindepräsident Hinners mit, dass man erfreulicherweise aktuell alle Stellen in der Verwaltung besetzen konnte. Man wolle die Dienstleistungsqualität jetzt steigern und verbessern.

Ein Wermutstropfen bleibt. Gemeinderat Daniel Frick tritt per sofort aus gesundheitlichen Gründen von seinem Amt zurück. Dies unter Vorbehalt der noch ausstehenden Zustimmung des Bezirksrates. Ab sofort übernimmt Christoph Kobel die Stellvertretung. Die Ersatzwahl für ein Mitglied des Gemeinderates findet voraussichtlich am 22. September statt.

Somit hätten seine jeweils abschliessenden Worte «Hebed Sie sich Sorg und bliebed Sie gsund» heute eine spezielle Bedeutung, sagte Hinners zum Schluss. 

Dominik Stierli

Dominik Stierli schreibt seit 2018 für obfelden.info und hat unterdessen sein Hobby zum Beruf gemacht. Seit 2022 schreibt er als Redaktor auch für den Affolter Anzeiger. Über schreibende Unterstützung bei obfelden.info freut er sich jederzeit.

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