Der Biber breitet sich in Obfelden aus

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Am Lindenbach beim Schliffi-Weg von Obfelden nach Affoltern gibt es deutliche Biberspuren. Ein Experte der Biberfachstelle Zürich bestätigt diese.

von Dominik Stierli für obfelden.info und den Affolter Anzeiger (Ausgabe Freitag, 27. Januar 2023)

Seit rund 17 Jahren leben im Knonauer Amt wieder Biber. Von der Reuss her wandern die Tiere den Gewässern entlang weiter. Einer oder mehrere Biber sind jetzt dem Lindenbach bis fast nach Affoltern gefolgt. Wie ein Spaziergänger entdeckte, weisen viele kleinere Bäume im Bereich zwischen Autobahn und Zuglinie deutliche Biberspuren auf.

Frische Biberspuren. (Foto René von Euw)

Der für das Gebiet zuständige Revierförster Flurin Farrér bestätigt, dass sich dort Biber aufhalten. Um die dort gepflanzten Bäume zu schützen, hat er bereits zwischen 40 und 50 Bäumen ein Drahtgeflecht als Schutz verpasst. Mindestens ein Biber konnte Farrér auch schon beobachten. Dieser hatte bei den Schutzarbeiten zugeschaut. Er vermutet, dass die Biber zwischen Sommer und Herbst den neuen Standort bezogen haben. Für ihn ist das weiter kein Problem. Falls der Bach gestaut wird und es zu starken Regenfällen komme, wäre bei einem Dammbruch der Bachlauf in Richtung Obfelden aber sicher zu klein.

Mehrere Reviere im Säuliamt

Auf Anfrage bestätigt die Biberfachstelle des Kantons Zürich, dass auf den Fotos definitiv Biberspuren zu sehen sind. Das neue Biberrevier ist der Fachstelle noch nicht bekannt. Beim letzten, noch nicht veröffentlichten, nationalen Bibermonitoring im 2022 wird der Standort nicht aufgeführt.
Beim kantonalen Bibermonitoring im Winter 2019/2020 sind aber bereits mehrere Standorte im Säuliamt erwähnt.

Andreas Hofstetter von der Biberfachstelle des Kantons Zürich erklärt, dass so eine Ausbreitung von der Reuss her zu einem kleinen Gewässer im normalen Rahmen ist. Im Herbst wandern jeweils die Jungtiere ab und suchen ein neues Revier. «Klar, fühlen sich Biber im Wasser am wohlsten. Sobald das Wasser nicht tief genug ist, beginnen sie jeweils auch mit dem Bau eines Damms».

Auch mitten in der Stadt

Der unruhige Standort zwischen Auto- und Bahnverkehr ist nicht aussergewöhnlich: «Es gibt auch Biberreviere mitten in der Stadt Zürich», führt Hofstetter aus. Der Biber macht keinen Winterschlaf. Um diesen zu beobachten, eignen sich jeweils der Morgen und Abend, während der Dämmerung. Im Winter sind die Tiere auch nachts aktiv.

Das Gebiet des neuen Biber-Reviers entstand als Ausgleichsmassnahme für den Autobahnbau. Unterdessen sind auf mehreren Abschnitten verschiedene Ansammlungen von Ästen und Stämmen im Bachlauf zu entdecken. Vermutlich entsteht in diesem Abschnitt ein Biberbau. Dieser bietet Schutz vor Feinden und aktuell vor der Kälte. Der Eingang liegt dazu immer unter der Wasseroberfläche.

Der Biber

Ein Biber am Wasser. (Bild Pixabay)

Der bei uns lebende europäische Biber ist das grösste Nagetier Europas. Er ernährt sich rein pflanzlich und lebt monogam. Biber gehen eine lebenslange Partnerschaft ein und leben in Familienverbänden. Im Alter von zwei bis drei Jahren verlassen die Jungtiere den Verband.

In der Schweiz wurde der Biber zu Beginn des 19. Jahrhunderts fast ausgerottet. Zwischen 1957 und 1977 wilderte die Schweiz über 140 Biber aus. Seither hat sich der Bestand wieder erhöht. Im Kanton Zürich lebten Ende 2020 um die 480 Biber auf 135 Reviere verteilt. Neuere Zahlen stehen noch nicht zur Verfügung.

Dominik Stierli

Dominik Stierli schreibt seit 2018 für obfelden.info und hat unterdessen sein Hobby zum Beruf gemacht. Seit 2022 schreibt er als Redaktor auch für den Affolter Anzeiger. Über schreibende Unterstützung bei obfelden.info freut er sich jederzeit.

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