So sieht es in der neuen Überdeckung Bickwil aus

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Diese Woche erhielt obfelden.info einen Einblick in die Überdeckung Bickwil. In gut 9 Monaten sollte das Herzstück der Baustelle komplett fertig sein und der Autobahnzubringer Obfelden/Ottenbach eröffnet werden.

Beim Spaziergang durch die 250 Meter lange Überdeckung weht trotz 20 Grad Aussentemperatur ein kühler Wind. Beim Eingang bei Bickwil in Richtung Ottenbach wird gerade der Boden abgeschliffen. Bauleiter Melven Hürlimann spricht von der Entfernung der Zementhaut. Der Bereich wird für die Abdichtung vorbereitet. Ein paar Schritte weiter kann man die Abdichtung bereits sehen. Diese selbst wird zum Schutz noch von einer dünnen Asphaltschicht überdeckt. 

Gesamtprojektleiter des Tiefbauamtes Zürich, Christian Kull zieht auf dem Rundgang durch das Herzstück des Autobahnzubringers ein vorläufiges Fazit: «Es ging zügig voran und der Endtermin steht.» Der verantwortliche Bauleiter Melven Hürlimann ergänzt, dass mit der kurzen Vorlaufzeit nach der definitiven Bewilligung, man ziemlich sportlich unterwegs war.  «Der Aufbau als Linienbaustelle war die richtige Entscheidung», führt er aus. Dabei wurde immer von Ottenbach her angeliefert und in Richtung Bickwil abtransportiert. 

Abdichtung und Betonfahrbahn

Im weiteren Bauverlauf folgt in den nächsten Wochen die Betonfahrbahn. Das Verfahren ist ähnlich wie im Brückenbau. Auffallend ist zu Beginn des Rundgangs im oberen Streckenteil die grosse Breite der Fahrbahn. Hürlimann relativiert: «Links und Rechts kommt noch das sogenannte Bankett dazu, welche alle möglichen Leitungen und Kabel beinhaltet». Tiefer in der Unterführung drin, sind diese Art erhöhten Trottoirs gut zu sehen. Beim Ausgang in Richtung Ottenbach sind sie beidseitig schon fertiggestellt und die definitive Fahrbahnbreite ist ersichtlich. Wie die Überdeckung farblich aussehen wird, entdeckt man bei der Ausfahrt. An der Wand befinden sich drei gemalte Quadrate in den Farben creme-weiss, grün und orange. Der Bauleiter erklärt, dass die Wände eben nicht ganz weiss gestrichen werden, sondern in diesem creme-weissen Farbton. Das grün dient der Signalisation der Fluchtwege und das orange weist auf eine SOS-Nische hin. Diese ist in der Mitte der Überdeckung vorgesehen und wird mit Notsprechstelle und Feuerlöscher ausgerüstet. Einen Fluchtweg innerhalb des Bauwerks ist nicht vorhanden. Gleich bei den beiden Eingängen führt aber eine Treppe ins Freie. 

Viele Kleinigkeiten

Stapel-Becken

Neben der SOS-Stelle fallen unter Tage weitere, kleinere Nischen auf. In diesen befindet sich ein Schacht mit Zugang zu den Sickerleitungen. Diese können so von der Überdeckung aus durchgespült werden. Dies sei besser, wird erklärt, da so keine Stollen von oberhalb, teils auf Privatgelände, realisiert werden mussten. 

Der Spaziergang endet beim Portalausgang. Es wird gleich merklich wärmer, aber nicht ruhiger. Über die noch unbefestigte Fahrbahn geht es zu einem 4 x 20 Meter grossen Aushub, der gerade lärmintensiv bearbeitet wird. Hier entsteht ein Stapel-Becken, welches bei einem Ereignis, wie einem Unfall das Abwasser aus der Überdeckung aufhält und eine Reinigung ermöglicht. 

Von Ottenbach in Richtung Bickwil

In den nächsten Wochen wird die Verbindung vom Portalausgang in Richtung Kreisel Affolternstrasse in Ottenbach gebaut. Die bestehende Muristrasse wird vergrössert und bekommt Entwässerungsleitungen. Auch noch verbessert wird die Fussgänger- und Veloverbindung zwischen Obfelden und Ottenbach. Nach Problemen mit dem Regenwasser wird die Entwässerung verbessert. Daher wird die Veloverbindung ab Montag, 10. Oktober für 2 Wochen gesperrt. Im Januar werden auch die definitiven Pumpen eingebaut. Da der neue Kreisel bisher nicht mit Strom erschlossen war, wird auch die Beleuchtung des Weges erst in den nächsten Tagen realisiert.

Für die verbleibenden knapp neun Monate bleibt noch viel zu tun. Gesamtprojektleiter Christian Kull sagt: «Das Grobe steht jetzt, nun folgt noch der Finish». Melven Hürlimann ergänzt, dass es mit dem Betonbau schnell vorwärts ging. «Nun folgen viele kleine Arbeiten und Instandstellungen. Da sieht man den Fortschritt nicht mehr so gut». 

Erstellt werden in den nächsten Monaten die Betriebs- und Sicherheitsausrüstung. Unzählige Kabel müssen eingezogen werden und verbunden werden. Gesteuert wird die Überdeckung durch die Betriebszentrale Urdorf. Im Ereignisfall können so zum Beispiel verschmutztes Wasser aufgehalten werden. Eine Lüftung oder Kameras sind aber keine installiert. 

Ab Januar 2023 wird in der Überdeckung die Beleuchtung montiert. Deren Helligkeit wird durch Sensoren ausserhalb geregelt werden. Auf der Überdeckung werden die Liegenschaften bei Abschluss der Bauarbeiten erschlossen. Für die Gestaltung der Fläche ist dann die Gemeinde Obfelden selbst zuständig.

Von der für den Langsamverkehr gebauten Passarelle, welche den Weiler Bickwil verbindet, hat man nach wie vor einen tollen Überblick über das Bauwerk.

Eröffnungsfeierlichkeiten im Juni 2023

Ab März 2023 werden bei der Kreuzung Hirschen die Lichtsignale installiert, aber noch nicht in Betrieb genommen. Dessen Programmierungen laufen auch bereits und basieren auf aktuellen Werten der Verkehrsströme. Feinjustierungen werden dann nach der Eröffnung erfolgen. Priorität beim Verkehrsregime hat ab der Eröffnung der Verkehr vom Zubringer. Für das Postauto von Obfelden her ist bereits jetzt eine Busspur in Betrieb. 

Gegen Ende der Bauzeit folgen die Lärmschutzwände für die Anwohner. Angesprochen auf die Baulage, meint Hürlimann: «Diese war herausfordernd. Teils musste in privaten Gärten gearbeitet werden». Er erlebt die Anwohner aber als sehr positiv und mit sehr viel Verständnis. 

Auf die Eröffnung angesprochen darf sich die Region auf ein Festwochenende am 2. und 3. Juni 2023 freuen. Aktuell kümmert sich ein OK-Team von Kanton und Gemeinden um den Anlass. «Einen eigentlichen Festplatz in der Überdeckung wird es aber nicht geben. Das würde akustisch und auch vom Gefälle her nicht funktionieren», erklärt Christian Kull. Ab Montag, 5. Juni 2023 rollen die ersten Fahrzeuge über den neuen Autobahnzubringer.

Hinweis: Dieser Text erscheint in ähnlicher Form auch im Affolter Anzeiger vom Dienstag, 11. Oktober 2022.

Dominik Stierli

Dominik Stierli schreibt seit 2018 für obfelden.info und hat unterdessen sein Hobby zum Beruf gemacht. Seit 2022 schreibt er als Redaktor auch für den Affolter Anzeiger. Über schreibende Unterstützung bei obfelden.info freut er sich jederzeit.

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