Nik und Erika Vogel über ihre fast 30 Jahre im Pöschtli Beck

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Es ist ein Dienstagnachmittag, ein Wintertag mit ganz wenig Sonne. Nik Vogel empfängt mich im Cafe des Pöschtli Becks. Das Café ist gut gefüllt und versprüht eine gemütliche Stimmung. Wir wollen über die vergangenen Jahrzehnte sprechen, über ihn und Erika als langjährige Bäckerei im Dorf. 

Angefangen hat alles 1993. Nik und Erika Vogel suchten über eine Vermittlerfirma eine Bäckerei, um etwas Eigenes aufzubauen. Nach verschiedenen Angeboten entschieden sie sich für das damalige «Postillion» in Obfelden. Mit Erikas Wurzeln in der Innerschweiz und seinen am Zürichsee plus die Vorliebe fürs Skifahren lag Obfelden für die beiden sehr zentral. Gut vier Monate Zeit investierten Sie in die Übernahme und Reinigung. Am 1. Oktober 1993 war es soweit. Bäckerei und das noch separate Café wurden eröffnet. 

Preisgekrönte Produkte und ein Lehrmeister mit Herz

Obfelder Apfeltorte

Auf die schönsten Ereignisse der letzten 27 Jahren angesprochen, fällt Nik die Wahl schwer. «Sicher bin ich stolz auf die vielen Medaillen der Swiss Bakery Trophy». So konnten seine Kreationen seit 2006 nicht weniger als 20 Auszeichnungen gewinnen. Darunter die bekannte Obfelder Apfeltorte (Gold, 2006), Whisky-Cigarren (Gold, 2014/2015) und aktuell die Waldbeer-Quark-Torte (Gold, 2019/2020). 

«Viele junge Leute auszubilden war auch sehr toll», fügt Nik Vogel noch an und versucht alle Lernende der letzten Jahre aufzuzählen. Sogar sein Nachfolger war einst Schnupperlehrling im Betrieb. Es ist ihm wichtig, das Bäcker-Handwerk weiterzugeben. 

Erikas Überstunden für die Männerriege Obfelden

Weiter erwähnt Nik Vogel die vielen Kontakte mit den Leuten in Obfelden. Ob ein Apéro für den Turnverein, eine Besichtigung durch den Gewerbeverein oder Konzerte am Muttertag mit dem Musikverein, alles blieb in bester Erinnerung. Für die Männerriege Obfelden öffnet der Pöschtli Beck sogar jeweils abends um 22 Uhr und Erika bewirtet die 40-50 Männer im Café. Eine Zeitlang habe er da noch mitgeholfen und verschwand dann bis frühmorgens in die Backstube. 

Nik Vogel in der Backstube (ausnahmsweise für das Bild ohne Maske)

Angesprochen auf schwierige Zeiten, kommt Nik Vogel nur ein Ereignis in den Sinn. Im September 2002 ereignete sich ein Amoklauf in Obfelden, bei dem auch eine Angestellte und Gäste des «Pöschtli Becks» betroffen waren.  Als intensive Zeit nahm er jeweils die Umbauten im Ladengeschäft wahr. 2007 wurden Café und die Bäckerei zusammengeführt und erhielten eine Neugestaltung mit gemeinsamer Theke. 

Eine über Jahre geplante Nachfolgeregelung

Nachfolgepläne hatte der Bäcker schon längere Zeit im Kopf. Als Vorbereitung darauf wurde bereits 2013 eine AG gegründet. Vor dem entscheidenden Schritt involvierte er auch nochmals seine beiden Söhne; doch diese winkten ab. Über die Organisation proback wurde sein Geschäft ausgeschrieben und er hatte Kontakt mit mehreren Interessierten. «Ich suchte aber keine Nachfolger, welche hier nur eine Filiale betreiben wollten. Mir war es wichtig, dass das Handwerk im Dorf bleibt». Und so dauerte die Suche bis in diesem Jahr, wo mit Annica und Benjamin Foster die Nachfolger gefunden wurden. Benjamin Foster wuchs in Obfelden auf und schnupperte wie bereits erwähnt damals im Pöschtli Beck. 

Auf die Frage, ob Obfelden in Zukunft auf die preisgekrönten Produkte verzichten muss, verneint Nik Vogel: «Rezepte und fast noch wichtiger, die Mitarbeiter bleiben erhalten. Es gibt sicher Veränderungen auch im Hinblick auf die Digitalisierung und Anpassungen am Sortiment, aber wohl nicht an den bewährten Produkten.»

Seit 27 Jahren: Nik Vogel im Einsatz für seine Bäckerei

«Ich fühle mich nochmals wie 28-Jährig»

Für Erika und Nik Vogel geht die Übergabe noch bis Ende April weiter, vor allem aus administrativen Gründen. «Auf viel mehr Freizeit, zusammen mit Erika und auch freie Samstage», freue er sich am meisten. Seine Frau begrüsst ebenfalls, keine 6-Tage-Wochen mehr zu haben und wird sich weiter bei der Stiftung Aladin im Rehabilitationszentrum in Affoltern am Albis engagieren. 

Langweilig wird es auch Nik Vogel sicher nicht. So hat er bereits Pläne für eine neue Firma im Bereich Beratung von Bäckereien und könnte sich auch vorstellen mal wieder einen fixen Job zu übernehmen: «Nur Ferien bis zur Pension können Sie sich dann doch nicht leisten». 

Mit diesen tollen Aussichten fühle er sich nochmals wie 28-Jährig, einfach schon mit viel Erfahrung, einem Eigenheim und zwei schon fast erwachsenen Kindern. 

obfelden.info wünscht alles Gute für die Zukunft und dankt für das Gespräch!

Dominik Stierli

Dominik Stierli schreibt seit 2018 für obfelden.info und hat unterdessen sein Hobby zum Beruf gemacht. Seit 2022 schreibt er als Redaktor auch für den Affolter Anzeiger. Über schreibende Unterstützung bei obfelden.info freut er sich jederzeit.

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