Neben den bereits fertiggestellten Gebäuden auf dem Postareal, inklusive dem Migros VOI, plant weiterhin auch die Gemeinde ihr Projekt. Wie aus dem Bulletin der Gemeinde hervorgeht, wurde nun die Testplanung für die verbliebenen Baufelder auf dem Postareal abgeschlossen. Geplant sind vier Gebäude mit Restaurant, einem öffentlichen Saal und 42 Wohnungen.
Bevölkerung und experten
An der Testplanung beteiligt war eine 9-köpfige Arbeitsgruppe* mit Personen aus der Bevölkerung und der Gemeinde. Die Gruppe wurde durch einen Architekten und einer Fachperson von bonacasa unterstützt. Dieses Unternehmen befasst sich mit der Entwicklung von Immobilien mit Fokus auf Wohnen für alle Generationen.
Und genau dies wird mit dem Projekt auf dem Postareal angestrebt. Die Flächen für die Bauten waren durch den von der Gemeindeversammlung im September 2020 genehmigten privaten Gestaltungsplan schon sehr genau vorgeben. Mit diesen Vorgaben entstand ein Wohnungsmix zwischen 1½- und 5½-Zimmer-Wohnungen. Durch den geplanten Ausbaustandard ist es möglich, die Wohnungen für verschiedene Bevölkerungsgruppen zu nutzen. Es sind auch Aufenthaltsräume und voraussichtlich ein Concierge-Angebot für die Bewohnerinnen und Bewohner geplant.
Restaurant geplant
Eine der zwei vorgesehenen Gewerbeflächen soll für ein Restaurant genutzt werden. Dabei sind zirka 75 Innen- und 50 Aussenplätze geplant. Die Grösse würde ungefähr dem ehemaligen Restaurant Kreuzstrasse entsprechen. Gemeindepräsident Stephan Hinners sagt dazu im Bulletin: «Auch dem grossen Wunsch nach einem Restaurant können wir aus baulicher Sicht gerecht werden. Wie das Betriebskonzept und das Angebot dann aber aussehen wird, ist natürlich vom Pächter abhängig.»
Zusammen gekocht
Zum Abschluss der Testplanung besuchte die Arbeitsgruppe zusammen mit Gemeindepräsident Stephan Hinners und den Gemeinderäten Peter Weiss und Christoph Kobel vergangene Woche drei ähnliche, bereits realisierte, Projekte. Im solothurnischen Oensingen, am Sitz der Firma bonacasa, konnten zwei Musterwohnungen besichtigt werden. Auch das Konzept eines Gemeinschaftsraumes mit Küche konnte hautnah gespürt werden. Die bunt zusammengewürfelte Gruppe aus Bevölkerung und Vertretern der Gemeinde war zur Mittagszeit gefordert und bereitete selbst ihr Mittagessen zu. Mit der Unterstützung des Bonacasa-Co-CEO Matthias Wirz und der Projektleiterin Rachel Wyss war das aber so weit vorbereitet, dass fast nichts schief gehen konnte.



Auch an diesem Infotag waren mit Gemeindepräsidentin Gaby Noser und Finanzvorsteher Franz Zeder Vertreter aus Ottenbach mit dabei. Dort fiel der Startschuss für ein eigenes Projekt bezüglich «Wohnen im Alter» am vergangenen Samstag mit einem Bevölkerungsanlass der Gemeinde zusammen mit Pro Senectute.
Einblicke in Überbauung in Balsthal
Nach dem selbstgekochten Menu ging es für die Gruppe weiter zu einer Überbauung mit 36 Wohnungen in Balsthal. Besonders die Gemeinschaftsräume interessierten dort. Auf kleinem Raum stand ein Fitnessraum mit Kraft-, Ausdauer- und Beweglichkeitsgeräten zur Verfügung. Ein Aufenthaltsraum bot eine kleine Küche, Zeitungen und kostenlosen Kaffee für die Bewohnenden. Auch einen Raum für einen Concierge ist vorhanden.
Auch dieses Konzept wurde von Marc Eschler (Leiter Smart Living Solutions bei bonacasa) genau erklärt. Ein Concierge sei die Schnittstelle für die Bewohnenden und der Verwaltung. Zudem würde diese Person die Organisation von gemeinsamen Aktivitäten fördern und bei Problemen vermitteln. Je nach Modell kann der Dienst einmal pro Woche oder auch täglich angeboten werden.



Unterstützung im Vordergrund
Generell steht bei den gesehen Projekten die Unterstützung der Bewohnenden im Vordergrund. Da gibt es Notfallknöpfe, Zutrittssysteme, Brandmelder und auch Aktivitätsüberwachung. Kaum war bei der Live-Vorführung der Notfallknopf gedrückt, erschallte eine Stimme in der Wohnung: «Alarm ausgelöst». Man hat dann noch einige Sekunden Zeit, um den Alarm zu quittieren. Macht man das nicht, wird man mit der Notfallzentrale der bonacasa verbunden. Reagiert man auch auf deren Rufe nicht, wird ein Rettungswagen aufgeboten. Je nach Ausbaustandard kann dann direkt die Verriegelung von Haupt- und Wohnungstür elektronisch aufgehoben werden, damit die hilfesuchende Person ohne Zeitverlust erreicht werden kann.
Die Überwachungssysteme können aber auch zur Komfortsteigerung genutzt werden. So lässt sich Musik abspielen, das Licht per Sprache steuern, von einem zentralen Schalter Storen und Licht bedienen und weitere Funktionen mit Apps regeln.



Alterswohnungen in Langnau
Ein letztes Projekt sah die Gruppe auf dem Rückweg bei einem Stopp in Langnau am Albis. Dort wurde 2023 neben einem Pflegeheim das Projekt «Alterswohnungen Langmoos» mit 53 Wohnungen realisiert. Damit die Wohnungen wirklich von älteren Personen gemietet werden konnten, setzte man vertraglich mit dem Bauherr konkrete Bedingungen fest. Primär wurden Mieterinnen und Mieter aus Langnau selbst, welche über 60 Jahre alt waren, berücksichtigt. Zum Start des Neubaus konnten so alle Wohnungen mit älteren Personen aus der 8000-Personen umfassenden Gemeinde besetzt werden. Der entsprechende Bau wurde von einer externen Firma im Baurecht realisiert.
Beeindruckend ist das Tempo. Im Dezember 2019 wurde der Baurechtsvertrag an der Gemeindeversammlung genehmigt. Im November 2020 wurde mit den Bauarbeiten für den 27-Millionen Bau gestartet, im August 2023 konnte dieser bezogen werden.



Finanzierungsmodell noch offen
In Obfelden ist man noch nicht so weit. In der nächsten Phase wird nun erneut unter der Mithilfe der Arbeitsgruppe erarbeitet, wie ein mögliches Nutzungs- und Betriebskonzept aussehen könnte. Weiter werden für das in der Testplanung erstellte Projekt die Baukosten berechnet. Später steht dann auch die Entscheidung an, ob die Gemeinde das Projekt selbst finanziert oder auch auf eine Variante mit einem Baurechts-Vertrag setzt.
* Transparenz-Hinweis: Der Autor dieses Artikels wirkt in der Arbeitsgruppe mit.