Zwei Obfelder Traditionsvereine schliessen sich zusammen

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Am vergangenen Freitag, um 22.19 Uhr stand die Entscheidung fest. Der Turnverein Obfelden, genauer gesagt die Aktivriege als Stammsektion, hatte entschieden. Die Mehrheit der Stimmenden der Generalversammlung (GV) sagten ja zur Fusion mit der Damenriege Obfelden. Bereits zwei Tage früher hatte auch die Damenriege an ihrer Generalversammlung der Fusion zugestimmt. Somit war man sich einig.

Der Abstimmung ging ein längeres Projekt voraus. Bereits zwölf Monate davor, beauftragte der Turnverein eine Arbeitsgruppe, eine mögliche Fusion zu prüfen. Die Arbeitsgruppe selbst nahm ihre Tätigkeit auf Wunsch der beiden Vorstände bereits im Dezember 2022 auf und klärte vorab das notwendige Vorgehen. Jeweils drei Mitglieder aus den beiden Riegen nahmen Einsitz darin.

Der Aufwand hat sich gelohnt

Die Co-Leitung übernahm der ehemalige Turnvereinspräsident Davide Anderegg zusammen mit der momentanen Präsidentin der Damenriege, Melanie Häberling. Anderegg informierte an der GV auch nochmals kurz über das Projekt. Nach der Entscheidung sagte er gegenüber obfelden.info: „Es ist gut so. Die ganze Arbeit, welche wir investiert hatten, hat sich gelohnt.“ Weiter führt er aus, dass es wichtig war, die Mitglieder so gut abzuholen. Dies wurde im vergangenen Jahr mit regelmässigen Informationen auf der Vereinswebsite, aber auch mit zwei Workshops für die Mitglieder der Aktiv- und Damenriege erreicht. Als Hauptgründe für die Fusion sieht er auf der einen Seite Doppelspurigkeiten in der Struktur, aber auch dass die ehrenamtliche Tätigkeit unter Druck stehe.

Co-Leiter der Arbeitsgruppe Fusion, Davide Anderegg, erläutert nochmals kurz das Vorgehen.

Kein Selbstläufer

Der Prozess mit unzähligen Dokumenten wie neuen Statuten oder Verträgen gestaltete sich für Anderegg aufwändiger als erwartet. „Wir merkten bald, dass es viel zu tun gibt. Aber wir hatten einen guten Zeitplan und nutzten einen hohen Sitzungsrhythmus.“ Dank den richtigen Leuten in der Gruppe und gegenseitigem Verständnis, seien auch etwas längere Sitzungen kein Problem gewesen. Bis jetzt seien 15 Sitzungen – total über 250 Stunden – für die Arbeitsgruppe zusammengekommen.

Nach dem Entscheid gab es auch kritische Stimmen. So monierte ein Mitglied, dass es mit der Fusion nicht getan sei. Die grosse Arbeit starte erst jetzt. Darauf meint Anderegg, dass man gerade in der Trainingspräsenz immer Schwankung hatte. Dies müsse man fest im Auge behalten. „Ich glaube aber wirklich, dass die Fusion auch eine Chance sein kann, dass man zusammen eine neue Dynamik entwickelt“, und stellt danach noch klar: „Es ist wirklich kein Selbstläufer, einfach weil man jetzt fusioniert hat.“

Turnvereins-Präsident Noé Blum befragt die Mitglieder bezüglich Fusion. (Bild Stefan Felder)

Die Damenriege ist Geschichte

Als letzte Präsidentin der Damenriege wird Melanie Häberling in die Vereinsgeschichte eingehen. Sie zeigte sich nach dem Entscheid sehr erleichtert. Auch sie war neben ihren Aufgaben als Präsidentin in der Arbeitsgruppe engagiert. Auf die Frage nach den Gründen für die Fusion, sagte sie, dass man dies in den letzten Jahren vermehrt gespürt habe: „Wir hatten immer etwas weniger Mitglieder, immer etwas mehr Mühe Leute zu finden, welche Helfereinsätze leisteten und auch der Wunsch ein Ehrenamt zu übernehmen wurde immer kleiner.“ Die aus der Turnerfamilie Niederhäuser stammende Präsidentin sagte aber auch, dass man schon heute sehr Vieles mit dem Turnverein unternommen hatte, seien dies Trainingsweekends oder Turnfest-Teilnahmen. Die junge Generation komme sehr gut miteinander aus.

Zur aufgekommenen Kritik bezüglich Trainingspräsenz meint sie, dass man da in der Arbeitsgruppe schon einige Pläne vorbereitet habe, welche man noch einbringen werde. Man wolle da, vor allem auf die Jungen eingehen, da diese die Zukunft seien.

Abschliessend sagt sie, dass sie gerne Präsidentin der Damenriege gewesen sei. Sie habe ein lachendes und ein weinendes Auge: „Schade, dass es vorbei ist, aber ich bin froh, auch wieder mehr für meine Familie da zu sein und auch andere Projekte machen zu können. Gerade die letzten Jahre, auch zusammen mit Corona, seien mit zusätzlichen Aufgaben sehr fordernd gewesen.

Fusions-GV im Februar

Für die Arbeitsgruppe steht jetzt nochmals ein intensiver Monat an. Ende Februar findet die erste Generalversammlung des fusionierten Vereins statt. Diese wird jetzt im Detail vorbereitet. Die angekündigte  Absorptionsfusion werde dann rückwirkend auf den 1. Januar 2024 vollzogen. Damit wird die Damenriege wie erwähnt aufgelöst, aber alle Mitglieder werden mit ihrem jeweiligen Status übernommen. Der neue Vorstand soll den seit 1881 bestehenden Turnverein in eine erfolgreiche Zukunft führen.

Zum neuen Verein gehören auch die Jugendriegen, die Geräteriege, das Kinderturnen und das Mutter-Kind-Turnen. Zur Obfelder Turner-Familie gehören weiterhin mit eigenen Vorständen die Frauen- und Männerriege, die Turnveteranen sowie auch der Ballsportclub Obfelden (BSCO). In diesem Jahr werden Ende November beim Turner-Chränzli die Turnenden wieder im Rampenlicht stehen und ihr Können der Bevölkerung vorführen.

Dominik Stierli

Dominik Stierli schreibt seit 2018 für obfelden.info und hat unterdessen sein Hobby zum Beruf gemacht. Seit 2022 schreibt er als Redaktor auch für den Affolter Anzeiger. Über schreibende Unterstützung bei obfelden.info freut er sich jederzeit.

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